DER 1. MAI: VOM „REBELLENSONNTAG“ ZUM „ALLGEMEINEN RUHE- UND FESTTAG“
Danach sollten zwei Jahre vergehen, ehe die amerikanischen Arbeiter erneut ihre Forderungen zum Ausdruck brachten. Die „American Federation of Labor (AFL)“ beschloss auf ihrem Kongress von St. Louis im Dezember 1888 einen erneuten Versuch. Die Wahl fiel dabei nicht zufällig auf den 1. Mai. Es handelte sich bei diesem Datum um einen sogenannten „Moving Day“, einen traditionellen Stichtag für Änderungen von Arbeitsverträgen und für Arbeitsplatzwechsel.
Im Sommer des Jahres 1889 entschied sich der internationale Arbeiterkongress in Paris „eine große internationale Manifestation zu organisieren“ und schloss sich dem von der AFL gewählten Datum an.
Am 1. Mai 1890 gingen Millionen ArbeiterInnen in ganz Europa auf die Straßen, um vor allem für den 8-Stunden-Tag zu demonstrieren. Im internationalen Einklang wurde daher in Österreich der 1. Mai erstmals 1890 begangen.
1933 brachte die Regierung Dollfuß das Ende der Maifeiern in ihrer bisherigen Form und ihren traditionellen Inhalten: Sie verbot unter Gewaltandrohung jede Straßendemonstration – auch wenn das Wiener Stadion bei einer Massenkundgebung bis zum letzten Platz gefüllt war.
Der austrofaschistische Ständestaat versuchte in der Folge, den 1. Mai zum „Tag der Verfassung“ umzufunktionieren. Festgottesdienste, Militärparaden und Huldigungszüge der Stände vor den neuen Machthabern prägten nun das Bild dieses Feiertages.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Feiern zum 1. Mai allmählich die uns heute bekannte Gestalt an. Sie sind eine Plattform für sozialpolitische Anliegen und Forum innenpolitischer Auseinandersetzung.